Ausstellungskatalog
broschürt, 35 Seiten | € 10,00
November 2017
ISBN 978-3-902932-80-8
Lässt sich das Wesen des Dargestellten im Porträt einfangen, oder finden wir immer nur die Übersetzung,um den Preis der Entfremdung? „Entstellte Ähnlichkeit“,diese Denkfigur Walter Benjamins prägt meine
Auseinandersetzung mit der Gattung des Porträts,
des Aktes.
Die „aktuelle Kunstszene ist der „figurativen Malerei“, dem Porträt, dem Akt ablehnend gegenüber eingestellt. Den „Menschen“ ins Zentrum der bildnerischen Arbeit zustellen, interessiert und irritiert zugleich. Es ist meine subjektive Interpretation meiner Realität.
Keine objektive, keine aufgewärmte Kopie einer Wirklichkeit. Meine Reibefläche ist der Mensch, das Gegenüber mit all seinen Versehrtheiten, seinen Brüchen. Die Dargestellten bleiben fragmentarisch. Es gibt keine eindeutigen Antworten. Authentizität ist mir wichtig, keine augenfällige Wiedererkennbarkeit. Meine Arbeiten
sind widersprüchlich wie das Leben. Als beobachtender Flaneur, in geschützter Anonymität speichere ich Blickbekanntschaften, die ihre eigene Geschichte ins Gesicht, in ihre Augen, ihre Körperhaltung
eingeschrieben haben. Ich erfasse die Dargestellten in ihrer Gesamtbeschaffenheit, das inkludiert die lichten Aspekte wie die Untiefen. Der Kanon meiner Porträtgestaltung konzentriert sich in der
Hauptsache auf das Gesicht, mit einer Andeutung des
Oberkörpers.
In den Akten verzichte ich bewusst auf ikonografische und symbolische Verweise. Was interessiert, ist das menschliche Antlitz. Die ausweichenden, die auffordernden, die leeren Blicke tragen im besten Fall schon meine Weltsicht in sich. Meist ist es ein Mensch, eine Menschin in erdachter Pose. Ohne Vorlagen, ohne der Möglichkeit eines Korrektivs.
Im Portrait/Akt zeige ich die Schönheit, den Verfall des Körpers, des Gesichtes, aber auch die Beherrschung dieser Kunst, diesen darzustellen. Ich male mit dem feinen Sensorium, nicht mit dem
Skalpell, wenngleich ich einigen der Abgebildeten gleichsam die schützende Haut, die übergestülpten Masken abziehe. Ich beschreibe eine Unvollständigkeit. Beschädigte, Angeschlagene an Körper und Seele. Sie entsprechen nicht dem gängigen Ebenmaß. Ich